Axel Knappmeyer


Axel Knappmeyer

Geb. 1973 in Ibbenbüren (Westf.); 1989 erster Sax-Unterricht; 1991 JugendJazzt 1.Preis und 1991 bis 1993 Mitglied im Jugend Jazz Orchester NRW; 1991 USA-Aufenthalt mit Unterricht bei Eric Marienthal in L.A..; 1993 bis 1998 Absolvent der Folkwanghochschule in Essen; 1994 erste gemeinsame CD-Tonträgerveröffentlichung mit der Band UNDO : "In Common Parlance", Twin Records; 1994 Konzert mit dem Rundfunksinfonieorchester des WDR in Oberhausen; seit 1996 verschiedene Konzerte im Ruhrgebiet und Umland; 1996 und 1997 Teilnahme als Gast beim Internationalen " La Villette Jazzfestival " in Paris in der Carla Bley BigBand ( 96 ) und Maria Schneider Orchester ( 97 ), u.a. wirkten mit: Steve Swallow, Andy Sheppard, Lew Soloff, Dennis Macrel, Gary Valente, Rick Margitza; 1998 erneute Einladung nach Paris, um mit dem Django Bates Projekt mitzuwirken; weiter Tätig als Komponist, u.a.: 1996 Teilnahme an der Endausscheidung des Kompositionswettbewerbes des Hessischen Rundfunks für Big Band; 1999 Kompositionsauftrag der Folkwanghochschule Essen für das Blockflötensymposium, Einstudierung und Leitung der Uraufführung im Februar 2000 mit internationalen Topstars der zeitgenössischen Blockflötenszene; Anfang 1999 Konzerte mit riot im Ruhrgebiet und Münsterland, u.a. Swingbeatfestival im Ruhrgebiet; 1999 CD Produktion seiner Band riot mit finanzieller Unterstützung der " Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW " und Gesellschaft zur Förderung Westfälischer Kulturarbeit GWK e.V."; Juni- 2000- Teilnahme am Peter Herborn Big Band Projekt in NRW, u.a. wirken mit: Gary Thomas, Uri Caine, Gene Jackson;
Mitbegründer von UNDO 1993, seit Anfang 1997 Bandleader und Komponist seiner Band riot.

www.axel-knappmeyer.de



"lf we make a poem of celebration, it has to include a lot of darkness for it to be real"

Robert Hass


Weder Tonmaterial, Klangfarbe, Dynamik etc., also die aus durch Kombination dieser Parameter mit unterschiedlichster Schwerpunktgebung resultierende Ästhetik, eingeordnet im Musikhistorischen Kontext, im Einzelnen oder als Fusion entscheidet über Aussage- und Durchsetzungskraft eines Musikwerkes. Vielmehr der Mensch, sei es als Komponist und/oder Instrumentalist, überzeugt durch sich und sein Handeln selbst und dadurch andere.

Jazzmusiker zu sein bedeutet für mich in Bezug auf die allg. Jazzgeschichte, wie ich sie begreife und interpretiere, Jazz als Methode zu behandeln. Außerdem gilt es hier den mutigen Schritt zu tun, es zu wagen, bewußt der von einer undurchsichtigen, mitunter arroganten Elite geprägten, oft sogar dogmatisch beanspruchten alleinigen Fähigkeit der Definition des Jazz in seiner Gesamtheit zu kritisieren und Flagge zu zeigen.

Wie ist die Jazzgeschichte zu analysieren, Jazz als Methode zu begreifen:

Die mittlerweile 100jährige Geschichte soll anders verarbeitet werden, anstatt Parameter eines willkürlich bestimmten Zeitpunktes dieser Geschichte fortwährend zu zelebrieren und sich ständig anhand dieser bewerten lassen zu müssen. Dieses kritisch zu bemerken läßt einen als respektlos erscheinen, nicht selten wird einem jegliche Berechtigung entzogen, sich Jazzmusiker nennen zu dürfen. Doch welche Person oder Institution nimmt sich das Recht, diesen Zeitpunkt zu bestimmen. Analysiert man die Jazzgeschichte mit deren wichtigsten Persönlichkeiten, stellt sich hier die Frage, wo stünden heute Musiker wie Miles Davis oder John Coltrane, um z.B. zwei zu nennen, die in den 40er bis 60er Jahren tonangebend waren, und sich auch heute noch als die Einflußreichsten darstellen. Diese rein spekulativ zu beantwortende Frage sei hier an dieser Stelle erlaubt zu stellen. Eine nicht gerade kleine Mehrheit antwortet auf die Frage in einer Art und Weise, daß sich der Einfluß für sie anscheinend so darstellt, daß diese zwei eben auch mit zu den meistkopiertesten Künstlern der Gegenwart zählen. Der Jazz dieser Epoche dient heute noch als "Meßlatte" für die meisten Kritiker und Veranstalter. Merkwürdigerweise ist ebenfalls festzustellen, daß insbesondere viele junge Musikerinnen und Musiker nicht loslassen können von geradezu inflationär gehandhabten Klischees und Muster. Mit der Tradition muß sich jeder auseinandersetzen, das steht hier nicht zur Debatte, aber über die zeitweise schon unterwürfige "Traditionspflege" nicht hinaus zu kommen, darf nicht unkommentiert akzeptiert werden. Beobachtet man z.B. die Geschichte des Miles Davis, war dies ein Musiker, der stets auf der Höhe der Zeit tätig war.

Sein individuelles Trompetenspiel hat sich immer durchgesetzt, egal, welche Art von Musik gerade für ihn aktuell war. Ein Musiker der Gegenwart muß in diesem Zusammenhang genannt werden, der sich selbst mit zu den unglücklichsten Musikern zählt: Michael Brecker. Wer hat nicht genug von dem 1284ten Brecker-Klon, der neu in Erscheinung tritt. Michael Brecker mit Sicherheit.

Jazzer zu sein bedeutet für mich, verschiedenste Parameter unterschiedlichster Kunstformen künstlerisch sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Dies ist eine der bemerkenswertesten und häufigsten Vorgehensweisen der Künstler, was mich die Jazzgeschichte lehrt. Jazz ist eben mehr als unreflektierte Traditionspflege. Es klingt sehr unpräzise und verallgemeinernd. Doch für mich gibt es daher vielmehr Jazzmusik als solche, entgegengesetzt zu herkömmlichen, eingeschränkteren Definition (s.o.). Vor- oder Leitbilder hat jeder, als mein Vorbild sei hier Gary Thomas genannt, was nicht zu überhören ist. Oberflächlich betrachtet ist riot quasi eine Fortsetzung von "The Kold Kage" von Gary Thomas. Mir Epigonentum vorzuwerfen, lehne ich dagegen strikt ab. Hier zeigt sich eben das Problem, orientiert man sich an einem "Exoten", wird schnell das Urteil gefällt, als Klon bezeichnet zu werden, eben aufgrund des starken Individualismus des Vorbildes. Doch es hat sich etabliert und scheint weiter niemanden zu stören, daß mal wieder eine weitere Platte erscheint, die nach Marsalis, Davis oder Coltrane oder Bill Evans etc. klingt. Ich will es unter allen Umständen vermeiden, mit aufzuspringen auf den Zug rückwärtsgewandter Vorstellung von Jazzmusik und unreflektiertem Zelebrieren der Jazzgeschichte...